Wie man mit der AfD, ihren Anhängern und anderen "Schwurblern" umgehen sollte
Ich muss an der Stelle nochmal deutlich machen, dass ich kein Profi in dieser Angelegenheit bin und meine psychologischen Kenntnisse nur laienhaft sind. Der Text ist ein erster Entwurf und kann sich über die Zeit auch noch ändern, ich denke aber nicht, im Wesentlichen. Man muss schon sagen, dass die Entwicklungen rund um die Wahrheitsverdreher ängstigen können. Auch in den USA könnte es wieder knapp werden. Eigentlich wollte ich sagen, dass man vielleicht eher zurückhaltend sein sollte, wenn man sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt, aber ich glaube, wir brauchen jeden Mann und jede Frau.
Für mich ist die sich entwickelnde Situation rund um die o.g. Partei eine ernste Sache. Gefährliche Menschen tun sich dort zusammen, neben denen, die es vielleicht eher gut meinen. Das, was man in den Medien sieht, kann, wie bei jeder Berichterstattung, nur die Oberfläche der Bewegung sein. Was sonst noch vor sich geht und welches Ausmaß der Schaden hat, kann man als Zuschauer gar nicht beurteilen; dass Hans-Georg Maaßen viele Jahre Chef des Nachrichtendienstes war, ist eine Tragödie unbekannten Ausmaßes. Vielleicht sollte man Thilo Sarrazin dankbar sein, dass er ein Gedankengut offengelegt hat, das über die damalige NPD Partei hinaus Anhänger findet. Aber schlimm anzusehen war, wie viele, an für sich normale Leute, bei dem Festakt seiner Rede waren und überzeugt applaudiert haben.
Seit ich vor einiger Zeit vom Youtube Algorithmus einen Beitrag der AfD vorgeschlagen bekommen habe, bin ich dann und wann, wenn ein entsprechendes Video auftaucht, in den Kommentaren unterwegs. Wenn man sich das genauer anschaut, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass die Kommentare nicht nur von Zuschauern kommen können. Mit Sicherheit wird dort praktiziert, was auch anderswo in größeren Interessenszusammenschlüssen als vorteilhaft erachtet wird. So werden Kommentare vielfach von Parteimitgliedern, Kanalverwalter*innen und anderen Begeisterten systematisch erzeugt, um die Anhängerschaft zu bestätigen.
Neben Hassantworten, argumentfreien Behauptungen und disziplinierenden Aufrufen von eher unbedarften Anhängern, trifft man manchmal auch auf Systematik in der Rhetorik, die nicht allein dem Widerspruch der geäußerten Kritik dient, sondern auch die von allem enttäuschten Wähler und Besucher des Kanals in ihrer Wahl bestätigen soll. Sobald man auf so einen "Mitarbeiter" trifft, ist jede Argumentation vergeblich. Die rhetorischen Mittel sind so gewählt, um "Angreifern" den Wind aus den Segeln zu nehmen und gleichzeitig unkundige Leser in ihrer Wut, wenn nicht noch mehr anzustacheln, so zumindest dort zu belassen.
Gegen diese Leute kommt man nicht an und sie wissen genau, was sie tun. Es geht um Macht und dafür wird die Entrüstung "des Volkes" schamlos ausgenutzt und angeheizt. Intelligente Menschen trifft man dort, die mit Sicherheit die Wahrheit kennen. Die Leugnung des Holocausts ist für die keine Überzeugung, sondern ein Mittel, den Nationalismus wieder aufleben zu lassen und so an einflussreiche, politische Ämter zu kommen. Genau wie bei der NSDAP. Die Methodik eine exakte Kopie. Die, die tatsächlich an die Sache glauben, sind nur Beiwerk, "das Volk" nur Mittel zum Zweck.
Also wie dagegenn vorgehen? Für mich ist die Sache klar: eine generelle Ablehnung und Ausgrenzung ist falsch. An die Köpfe der Schlange kommt man nicht ran und sie wissen, was sie tun. Vielmehr muss man der Bewegung die Substanz entziehen, und zwar von unten. Man muss die Wackelkandidaten und die Anhänger erreichen und auf die zugehen, die nicht planhaft vorgehen und sich ihres "Irrtums" und der Tatsache, dass sie nur ausgenutzt werden, nicht bewusst sind. Man muss sich klar machen, dass viele nicht wissen, was sie eigentlich tun, aber auch, dass sich niemand ohne Grund auf diesen Pfad begeben hat.
Entsprechend muss man sich kümmern und versuchen, diejenigen zurück ins Boot zu holen, die eigentlich gar nicht so übel sind, sondern sich nur verirrt haben. Nicht ausgrenzen, abwerten, auslachen oder maßregeln, sondern auf sie zugehen. Sie ernst nehmen aber auch nicht mit Samthandschuhen anfassen. Nicht wie ein Kind behandeln, sondern klare Kante zeigen und mit Fakten (die man eventuell noch recherchieren muss) konfrontieren. Wenn man z.B. findet, dass jemand dumm ist, das auch sagen, aber nicht in abfälliger, beleidigender Weise, sondern weil man das ehrlich so meint. Wie einem Kind, das eigentlich einer Aufgabe gewachsen sein sollte, Verantwortung aufs Auge drücken, mit dem eigenen Handeln, den eigenen Wörtern konfrontieren. Dort kann jeder seinen eigenen Stil finden. In der Hauptsache sollte aber rüberkommen, dass man ernst genommen wird und einem das Schicksal des Betreffenden nicht egal ist. Und das muss aufrichtig sein.
Es ist hierbei auch egal, dass man oft vorbei oder ins Leere schießt. Es ist nicht nur der- oder diejenige, mit dem/der man sich gerade unterhält. Jeder, der die Unterhaltung auch verfolgt muss mitbekommen, dass Türen nicht verschlossen sind und der schmerzhaft zu verwindende Irrtum vergeben wird; am Anfang schon das Ende im Sinn haben: die Versöhnung mit dem verlorenen Schaf schon mal ein bisschen durchblitzen lassen.
Bei der "Technik" kann man sich, sofern man etwas Übung hat und sicherer im Sattel sitzt, die Beiträge vornehmen, die bereits viele Kommentare haben. Jeder der einen Kommentar kommentiert hat, bekommt normalerweise eine Email bei einem neuen Kommentar. Man sollte sich die Kommentare, die man bearbeiten will, auch gut aussuchen, so dass man möglichst nicht in Verlegenheit kommt. Argumente sollte man also möglichst parat haben oder wissen, dass man diese nachschlagen kann. Am besten also klein und mit Beiträgen anfangen, die keine so große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es kann auch sein, dass man in den Fokus der "Aufpasser" gerät. Sobald man merkt, dass man nicht weiterkommt, einfach aufhören und sich nicht in inhaltslosen Diskussionen verstricken. Wie gesagt, man muss die Schafe erreichen. Aus Vorsicht sollte man auch unter einem Pseudonym posten. Sicher ist sicher.
So, das war's von mir. Kritik und Anregungen gerne an meine Email. Ich bin vielleicht durch zu viel Medienkonsum etwas überängstigt, aber wie beim Klima, sollte man einfach verdammt vorsichtig sein. Die NSDAP hat auch keine absolute Mehrheit gebraucht. Sie musste nur stärkste Partei werden, um eine Welle loszutreten. Wer weiß, wie viele sich noch "offenbaren", die momentan noch Angst haben, Flagge zu zeigen. Also: aktiv werden! Damit das Böse gewinnt, reicht es, nichts zu tun.