Es gibt keinen Zucker in Afrika
Ich habe mich schon als Kind gefragt, warum die Schwarzen im Fernsehen so gute Zähne haben. Hätte ich mir nicht gelegentlich doch mal die Zähne geputzt und es niemanden gegeben, der mit Zahnfüllungen sein Geld verdient, wäre ich höchstwahrscheinlich mit 20 Jahren an einer Zahnwurzelentzündung gestorben.
Dasselbe gilt aber auch für unsere europäischen Vorfahren. Da jedoch eine Zahnbürste ein recht kompliziertes Produkt ist, behalf man sich ursprünglich mit Zahnstochern und Kaustöckchen. Die Notwendigkeit zur Zahnreinigung erhöhte sich mit der Einführung der Landwirtschaft und dem vermehrten Verzehr stärkehaltiger Nahrungsmittel. Neben Kartoffeln und Reis haben besonders Nudeln die Eigenschaft, starken Zahnbelag zu hinterlassen. Vermehrter Zuckerkonsum führt zu einer Veränderung des Säuregehalts und der Bakterienflora im Mund, so dass es zu einer Demineralisierung des Zahnschmelzes kommen kann.
Durch den Anbau von Gertreide war es der Menschheit möglich, sich weiter zu vermehren und der Überjagung und saisonalen Engpässen zu entgehen. Nudeln zum Beispiel haben jedoch, außer dem Makronähstoff Kohlenhydrate kaum Vitamine und Mineralstoffe. Das gilt auch für andere verarbeitete Nahrungsmittel wie polierten Reis oder geschälte Kartoffeln. Die Verwertung von Getreide, Reis oder Kartoffeln, die ja erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa kamen, ist aus einer Not geboren, den begrenzten Ressourcen von Fisch, Fleisch und beim Anbau anspruchsvolleren Obstes und Gemüses.
Folglich also, sind Kohlenhydrate reiner Füllstoff, einfacher Energielieferant zur Überbrückung von Engpässen nährstoffreicherer Nahrungsmittel. Dass evolutionsgeschichtlich Kohlenhydrate nicht den Hauptteil menschlicher Nahrung bildete, könnte darauf hinweisen, dass der menschliche Metabolismus nicht hinreichend darauf eingestellt ist und der übermäßige Verzehr kohlenhydratreicher Nährungsmittel problematisch sein könnte.
Die Ernährungssituation hat sich jedoch nach der Industrialisierung wesentlich verbessert, so dass man eigentlich nicht mehr auf einen Füllstoff angewiesen ist. Man könnte also darauf verzichten, ohne dass etwas fehlt. Was sich aber auch seit der Industrialisierung erhöht hat, ist die Zahl und Vielfalt der Stoffe in der Umwelt, denen man ausgesetzt ist.
So reagiert der Körper entsprechend mit einer Abwehrhaltung gegenüber dem Metabolismus nicht zuträglicher Stoffe. Einfach gesagt, erhöht sich der körperliche Stress durch die ständige Zugabe von Hormonen wie Insulin oder von Immunreaktionen auf unerwünschte Stoffe.
Zusammengenommen wäre also das moderne Leben eine erheblichere Beanspruchung körperlicher Funktionen als in urtümlicher Weise. Jetzt ist es natürlich schwer, sich generell jedem Einfluss zu entziehen. Stoffe in der Luft, im Trinkwasser, Belastungen, auch psychische, am Arbeitsplatz muss man mehr oder weniger hinnehmen. Auf Zucker und Kohlenhydrate kann man aber problemlos verzichten, ohne dass etwas fehlt.
Eine kohlenhydratarme Ernährung könnte dazu beitragen, die Gesamtgesundheit zu verbessern und Zivilisationserscheinungen wie Krebs, seinem Vorstadium Entzündungen und Allergien zu verringern. Auch wenn der Einfluss von Kohlenhydraten darauf doch nicht so groß ist, nimmt man trotzdem mehr Nährstoffe pro Gramm Lebensmittel zu sich, wenn man gezwungen ist, Alternativen zur Deckung des Kalorienbedarfs heranzuziehen. Ein Hungergefühl kann auch dadurch entstehen, dass bestimmte Mikronährstoffe fehlen. Man isst somit immer mehr, fühlt sich aber trotzdem hungrig.
Sowohl einseitig zucker-/ kohlenhydratreiche, als auch eiweißreiche Ernährung kann nicht den Bedarf an Vitaminen und Mineralien decken. Wir sollten deshalb unsere Essgewohnheiten überdenken, uns fragen, ob ein kleiner Salat und ein Stück Fleisch neben einem Berg "leerer" Nudeln noch zeitgemäß ist und überlegen, wie man dem Müller die schlechte Neuigkeit überbringt.
Ob Ernährungsweisen wie ketogene Ernährung, also die völlige Vermeidung aller zuckerhaltigen Lebensmittel, sowie vieler Obst- und einiger Gemüsesorten, am besten ist oder Keto-Light oder wie man das auch nennen könnte, ausreicht, lässt sich kaum aussagen. Aus eigener Erfahrung, wer das mal probieren möchte, ist ein Effekt aber schon nach wenigen Tagen spürbar. Wer sich reich kohlenhydrathaltig ernährt, möglicherweise sogar deutlich. Es schadet also nicht und man hat viele leckere Trostpflaster, wie Butter, Käse oder Nüsse, mit denen man sich das viele Gemüse schmackhaft machen kann.
Ein Fettkiller ist das aber auch nicht. Immer noch gilt die Kalorienregel: wer mehr Kalorien zu sich nimmt, nimmt zwangsläufig zu. Gerade, wenn man wie bei Keto mehr Fette aufnimmt, die pro Gramm mehr Kalorien enthalten als Kohlenhydrate, neigt man unter Beibehaltung des gewohnten Mahlzeitrhythmus dazu, zuzunehmen. Da Fett länger verstoffwechselt wird, ist man länger satt und kommt so, mehr oder minder, auf nur 2 Mahlzeiten pro Tag.
Angeregt durch Dr. Eric Berg